Gewaltige Abwassermengen – 500 Millionen Liter täglich, also rund 6.000 Liter pro Sekunde – fallen in Wien an. Im Untergrund der Stadt betreibt Wien Kanal ein 2.500 Kilometer langes Netz von Kanälen für die sichere Entsorgung. Sie alle kennen nur ein Ziel: die von der ebswien betriebene Kläranlage der Stadt Wien in Simmering. Sehen Sie, wie das Abwasser der Wienerinnen und Wiener wieder sauber wird und wie aus dem „Restprodukt“ Klärschlamm Öko-Energie wird.
Das Betriebsgelände der ebswien kläranlage & tierservice umfasst eine Fläche von 490.000 Quadratmeter und ist damit größer als der Vatikan! Für Anhängerinnen und Anhänger des Fußballgotts: Rund 68 Fußballfelder hätten hier Platz.
Wiens Kläranlage zählt zu den größten Europas. Neben dem Abwasser aus allen Wiener Haushalten und einigen Randgemeinden gelangen auch die Abwässer aus Industrie und Gewerbe sowie Regenwasser in die Anlage. Rund 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sorgen dafür, dass die „schöne, blaue Donau“ auch genau so bleibt. Hilfe erhalten sie dabei von Trillionen von Mikroorganismen. Diese bauen in den beiden biologischen Reinigungsstufen der Wiener Kläranlage Schmutzstoffe im Abwasser ab – genauso wie in der Natur. Bevor es so weit ist, muss das Abwasser aber erst die mechanische Reinigungsstufe der Kläranlage hinter sich bringen.
In der mechanischen Reinigungsstufe der Wiener Kläranlage geht es den Feststoffen im Abwasser an den Kragen, von großen Dingen wie Holzstücken, die im Kanal gelandet sind, bis zu kleinsten Sandkörnern. Über den Schotterfang gelangt das Abwasser in das Schneckenpumpwerk. Ein Lift der besonderen Art: Hier wird das gesamte Wiener Abwasser um mehr als fünf Meter gehoben. Dann kann es den Rest der mechanischen Reinigungsstufe wieder im freien Gefälle durchlaufen. Zwei Reihen von riesigen Rechen „kämmen“ anschließend Feststoffe aus dem Abwasser. Im Sandfang und in der Vorklärung sinken feine und feinste Partikel zu Boden.
Die beiden biologischen Reinigungsstufen funktionieren nach dem Vorbild der Natur. Wie in natürlichen Fließgewässern leben auch in den Belebungsbecken Mikroorganismen, die man als Belebtschlamm oder Biomasse bezeichnet. Durch die Zufuhr von Sauerstoff aus der Luft, die sogenannte „Belüftung“, kommt es zum biologischen Abbau der im Abwasser enthaltenen gelösten Verunreinigungen (Kohlenstoff, Stickstoff), der Phosphor-Abbau wird durch die Zugabe eines Fällmittels beschleunigt.
Die Belüftung erfolgt in den Belebungsbecken der beiden biologischen Reinigungsstufe der Kläranlage mit Hilfe von mehr als 70.000 Tellerbelüftern. In den an die Belebung anschließenden Ruhezonen, den Zwischenklär- und den Nachklärbecken, sinkt der Belebtschlamm zu Boden. Das gereinigte Abwasser bleibt an der Oberfläche und wird weitergeleitet. Der Großteil des Belebtschlamms geht zurück in die Belebungsbecken, um den Bestand an Biomasse aufrecht zu erhalten. Primärschlamm aus der Vorklärung und der Überschussschlamm aus den biologischen Reinigungsstufen gelangen in die Schlammeindicker, wo ihnen Wasser entzogen wird. Mit dem Schlamm haben wir noch viel vor. Das Öko-Kraftwerk Kläranlage macht daraus saubere Energie.
Nach 20 Stunden haben wir unser Ziel erreicht: Das Abwasser der Wienerinnen und Wiener verlässt nach einer letzten Kontrolle im Analysenbauwerk die Anlage. Und ist so gut gereinigt, dass es die Wasserqualität der Donau nicht beeinträchtigt.
Und was passiert eigentlich mit den Schmutzstoffen im Abwasser, die in der Kläranlage entfernt werden? Sie bleiben als Schlamm zurück, dessen Hauptbestandteil Wasser ist. Jährlich fallen in Wien rund zwei Milliarden Liter an Dünnschlamm an, die rund 70.000 Tonnen an Trockensubstanz enthalten. Der Primärschlamm aus der Vorklärung und der Überschussschlamm aus den biologischen Reinigungsstufen werden in den vier Schlammeindickern der Wiener Kläranlage gesammelt. Dort wird dem Schlamm, allein durch die Schwerkraft, etwas Wasser entzogen: Er wird „statisch eingedickt“.
Das ist der Beginn für eine umfangreiche Schlammbehandlung, die nicht nur alle vorher im Abwasser enthaltenen Schmutzstoffe unschädlich macht, sondern vor allem einem Ziel dient: der Erzeugung der größtmöglichen Menge an erneuerbarer Energie im „Öko-Kraftwerk“ Kläranlage.
Die Bezeichnung 1. AEV steht für die
„1. Abwasseremissionsverordnung für kommunales Abwasser“. Der Mindestwirkungsgrad bezieht sich auf das Jahresmittel, der Grenzwert auf die maximal zulässige Ablaufkonzentration im geklärten Abwasser.
Pges steht für Gesamt-Phosphor. Der Gesamt-Phosphor ist ein Summenparameter, der sich aus gelöstem anorganischen Phosphor (Orthophosphat) und gelöstem bzw. ungelöstem organischen Phosphor zusammensetzt.
Der Gesamt-Phosphor wird in mg P/l (Abwasser) angegeben.
Der Ammonium-Stickstoff (NH4-N) ist eine anorganische Stickstoffverbindung, die unter anderem beim biologischen Abbau organischer Stickstoffverbindungen (z.B. Eiweiß) entsteht.
Der Ammonium-Stickstoff wird in mg N/l (Abwasser) angegeben.
TOC steht für „total organic carbon”, also den gesamten organisch gebundenen Kohlenstoff. Zusammen mit dem chemischen Sauerstoffbedarf (CSB) ist TOC eine wichtige Kenngröße für die Belastung eines Gewässers mit organischen Stoffen.
Angabe in mgC/l (Wasser).
BSB5 steht für den biochemischen Sauerstoffbedarf in 5 Tagen. Dabei handelt es sich um eine Kenngröße für den Gehalt an biologisch abbaubaren Wasserinhaltsstoffen.
BSB5 bezeichnet die Sauerstoffmenge, die von Mikroorganismen in 5 Tagen verbraucht wird. Der biochemische Sauerstoffbedarf ist die Masse an gelöstem molekularen Sauerstoff, die von Mikroorganismen beim oxidativen Abbau (aber auch Umbau) organischer Inhaltsstoffe (Kohlenstoffverbindungen) des Wassers unter definierten Bedingungen innerhalb eines bestimmten Zeitraums (5 Tage) benötigt wird.
Der BSB5 wird in mgO2/l (Wasser) angegeben.