Die heutige Abwasserreinigung auf dem Stand der Technik in der ebswien steht am − vorläufigen − Ende der knapp 2.000-jährigen Geschichte der Abwasserentsorgung in Wien. In der Legionsstadt Vindobona ist die erste Kanalisation auf Wiener Boden nachzuweisen. Um 100 nach unserer Zeitrechnung errichteten römische Soldaten im Militärlager Vindobona ein erstes, auch heute noch modern anmutendes Kanalsystem. Die Kanalsohle („Kanalboden“) bestand aus Dachziegeln, die Abdeckungen aus Steinplatten. Für kleine Kanäle wurden bereits Rohre aus gebranntem Ton verwendet. Mit dem Ende der Römerzeit endete diese erste Phase der Kanalisation, der hohe Standard geriet in Vergessenheit.
Im Mittelalter war Wien, gemessen an seinem hygienischen Standard, eine typisch europäische Stadt. Nicht nur der Hausmüll, auch der Abfall vieler Handwerksbetriebe jener Zeit landete entweder auf der Straße oder im nächsten Bach. Erst bei stärkeren Regenfällen wurden die übel riechenden Restbestände weggeschwemmt. Im späteren Mittelalter sind in der Stadt spärliche Anzeichen einer Kanalisation nachzuweisen. Die „Mörungen“, das sind gemauerte Leitungen zu Fließgewässern, erhielten im späten 14. Jahrhundert immerhin eine Abdeckung. Eine dieser Mörungen entdeckte man im Zuge der U-Bahn-Bauarbeiten vor dem Haas-Haus in der Wiener Innenstadt.